Der Ulmentanz

An jedem Vollmond-Abend tanzen wir den Ulmentanz, ein Kreistanz zu einem lettischen Lied, der in den 1980er Jahren entstanden ist und dem eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird.

Im Herbst 1992 arbeitete Joanna Macy, eine bekannte Philosophin und Tiefenökologin, mit den Menschen in Novozybkov, der Stadt mit der höchsten radioaktiven Belastung nach dem
Reaktorunglück in Tschernobyl: mit Menschen, in deren Leben der Wald für Erholung und Arbeit, Spaziergänge und Pilze suchen, Holz machen und Beeren sammeln eine extreme Bedeutung gespielt hatte und die wegen der unsichtbaren Verseuchung von einem Tag auf den anderen von diesen Gewohnheiten lassen mussten- auf Jahrzehnte hin, über zukünftige Generationen hinaus.
Sie gab diesen Menschen , mit denen sie diesen Tanz geteilt hatte, ein Versprechen:
wo immer sie hinkäme von ihrer Geschichte zu erzählen. Davon, dass sie auch mit diesen Menschen den Ulmentanz geteilt hatte, dass er ihre Herzen geöffnet hatte und
so zu einem Symbol dafür wurde, dass sie wieder die Kraft entwickeln konnten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Mit diesem Impuls entstand ein Tanz, der inzwischen überall in der Welt mit seiner ganz eigenen Kraft und Absicht getanzt wird. Er verbindet heute Menschen auf der ganzen Welt, die ihn bei jedem Vollmond zwischen 19-20 Uhr tanzen.

Der Text des Liedes ist in lettischer Sprache. Es gibt eine Übersetzung in englisch und deutsch.
Beide vermitteln den Inhalt nur sehr rudimentär, da die lettische Sprache erst sehr spät verschriftet wurde.
Hier eine kurze Zusammenfassung:

What will you give to me mother dear, for eternal life
The little golden apple tree blooms, and rings out like morning mist
What does it mean to you mother dear, that your little son doesn’t die.

Only the grove of oak trees trembles in the wind
The trees put on there autumn leaves There is no reply
All my houmor dissolves, All jokes fall flat

There is no reply
Only our feet all the more surely trample our earth
Therefore, friends, how I am feeling: let no one know.

Was wirst du mir geben liebe Mutter Erde für ein ewiges Leben
Der kleine goldene Apfelbaum blüht und klingt durch den Morgennebel
Was bedeutet es für dich, liebe Mutter Erde, dass dein kleiner Sohn nicht stirbt
Darauf gibt es keine Antwort

Nur der Eichenhain zittert im Wind
Nur die Bäume kleiden sich mit Herbstblättern
Darauf gibt es keine Antwort
All die Lebensfreude löst sich auf, es gibt nichts mehr zu lachen
Darauf gibt es keine Antwort

Nur unsere Füsse zertrampeln mehr und mehr unsere Erde
Darum Freunde, wie es sich für mich anfühlt…
Lass es niemanden wissen.

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